Aus dem Orchestergraben ins Bühnenlicht

Bericht über unser Konzert in Bad Arolsen, erschienen in der Waldeckischen Landeszeitung.

Fotos und Text von Elmar Schulten.

Leipziger Posaunenensemble Opus 4 als Marken-Botschafter für die Posaune

Applaus für das Posaunenquartett Opus 4: Das Leipziger Ensemble mit von links Wolfram Kuhnt (Bassposaune), Michael Peuker (Tenorposaune), Dirk Lehmann (Tenorposaune) und Sprecher Jörg Richter (Alt-/Tenorposaune) begeisterte in der Stadtkirche. Foto: Elmar Schulten

Die Vielfalt der Posaunenklänge ließ aufhorchen: Im vierten und letzten Sommerkonzert der Saison zeigten vier wahre Meister ihres Fachs, was alles in ihrem – wie sie meinen, oft vernachlässigten – Blechblasinstrument steckt.

„Von Bach bis Gershwin“ lautete der Titel des erfreulich gut besuchten Konzertes in der Stadtkirche. Und so spannte die Auswahl der Stücke einen weiten Bogen von barocken Fanfaren über Bachs drittes Brandenburgisches Konzert und träumerische Bruckner-Re- flexe bis hin zu einem Medley mit George Gershwin-Melodien.

Die vier Musiker von Opus4 sind wahre Könner an der Posaune. Sie spielen im Leipziger Gewandhausorchester, an der Sächsischen Bläserphilharmonie und in der Staatskapelle Halle. Aus den ebenso unterhaltsamen wie informativen Anmoderationen von Jörg Richter, dem Gründer und Leiter des Ensembles, wurde deutlich, dass sich die vier Musiker ganz und gar ihrem Instrument verschrieben haben.

Mit ihren Konzerten und ihren für ein Posaunenquartett neu arrangierten Stücken verhelfen dem „oft als schwerfällig empfundenen Instrument, das im Orchestergraben und auf der Bühne etwas schlecht wegkommt“ zur eigentlich verdienten Anerkennung.

Schon in der Barockzeit hätten die Posaunen im Vergleich zu den Trompeten einen schweren Stand gehabt, klagte Richter. In seinem übergroßen Werk habe Bach nur ganze 15 Kantaten mit Posaunen geschrieben. Aber immerhin habe sich Heinrich Schütz der Barockpo- saune verbunden gefühlt.

Mit Nachbauten dieser historischen Instrumente eröffnete das Ensemble den Konzert- abend. Kräftige Intraden, festliche Klänge wie Monteverdis Gloria und drei Stücke wenig bekannten Barockkomponisten wie Josquin des Près, Thomas Selle und Hans Leo Hassler präsentierte die Posaune mit dem für sie typischen Klangteppich. Aufhorchen ließ das nur für Posaunen neu arrangierte Brandenburgische Konzert. Diese ungewöhnliche Besetzung überzeugte und stellte unzweifelhaft klar: Es geht auch ohne Geigen.

Auch Bruckner habe die Posaunen vergessen, klagte Soloposaunist Jörg Richter und prä- sentierte eine Bearbeitung der verträumten Reflexe. Sehr viel schneller und verspielter, fast schon an Filmmusik erinnernd, wirkte das Stück einer von Richters Posaunenschülerin- nen, I-Lun Liu aus Taiwan.

Dass die Posaune heute auch im Jazz zu Hause ist, hat sie wahrscheinlich auch Irving Berlin zu verdanken. Von ihm stammt das Stück Alexander’s Ragtime Band. Eine Hommage an George Gershwin krönte das letzte Sommerkonzert in der Stadtkirche. Mit dabei so be- kannte Melodien wie Summertime, I got Rhythm, It’s Wonderful oder die Rhapsody in Blue.
Das begeisterte Publikum erklatschte sich drei Zugaben, darunter den Säbeltanz von Aram Chatschaturjan.

Eindrucksvoll, wie es Jörg Richter mit seiner letzten Regie-Anweisung für den richtigen Applaus schaffte, das Publikum schweigend und nachdenklich aus der hell erleuchteten Kir- che in die dunkle Wirklichkeit zu entlassen: Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine spiele Opus 4 Monteverdis „Da nobis pacem“ – „Gib uns Frieden“. Dazu wurde kein Applaus, sondern Andacht erbeten.

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